Bruno Hug: Das Mediengesetz ist ein Raubzug auf die Staatskasse!
Der Verband der regionalen Schweizer Online-Portale (VSOM) stellt sich gegen das «Massnahmenpaket zugunsten der Medien». Die 178 Millionen Steuergeld gingen zu 70 % an die grossen Medienhäuser. Regionale Onlineportale sowie kleine Zeitungen und Gratis-Medien gingen praktisch leer aus. Der Präsident des Verbandes VSOM, Bruno Hug, ist Mitglied des Referendumskomitees gegen das neue Gesetz. Im Interview führt er aus, warum es schädlich ist. Am 13. Februar stimmt das Volk über dessen Absetzung ab. Am 21. Januar findet dazu auf SRF eine «Arena» statt.
Bruno Hug, warum treten Sie gegen das «Massnahmenpaket zugunsten der Medien» an?
Weil die Staatsfinanzierung privater Medien schädlich und unnötig ist. Damit würde im grossen Stil Steuergeld verschwendet werden. Subventionen verzerren den Markt und machen die Verlage von Staatsgeld abhängig. Das ist Gift für unsere Demokratie.
Wer würde von den jährlich 178 Millionen profitieren?
Über 70 Prozent der 178 Millionen gingen an die Schweizer Grossverleger. Unter anderem an die Milliardärs-Familien Supino und Coninx der Tages-Anzeiger-Gruppe, die Ringiers, an die Familie Hersant im Welschland, die Wanners von CH Media aus dem Aargau oder an die Lebruments im Bündnerland. Sie alle zählen zu den reichsten Familien im Land und benötigen kein Staatsgeld.
Der Verlegerverband behauptet, das Gesetz sei für die Kleinverlage gemacht.
Das ist das Volk in die Irre geführt. Die wenigen noch freien Zeitungsverlage in der Schweiz sind finanziell gesund. Noch nie ging ein solcher Verlag Konkurs. Zudem profitieren sie schon heute stark von den jährlich rund 30 Millionen Franken zur Posttaxen-Verbilligung. Das wird auch bei Ablehnung des neuen Mediengesetzes so bleiben.
Wie kommen die Verleger zu derart verdrehten Argumenten?
Das weiss niemand. Aber es zeigt, wie ruchlos der Verlegerverband Fake News verbreitet. Dass das neue Mediengesetz für die Grossen gemacht wurde, belegen folgende Fakten: Bisher wurden nur Zeitungen bis zu Auflagen von 40'000 Exemplaren subventioniert. Nun fällt diese Grenze. Neu sollen auch die grossen Blätter wie Blick, Tages-Anzeiger, NZZ, 24Heures usw. subventioniert werden. Zudem werden neu auch die Sonntagszeitungen subventioniert. Dabei gibt es keinen einzigen kleinen oder mittleren Verlag, der eine Sonntagszeitung herausgibt. Vom neuen Gesetz profitieren also zur Hauptsache grosse Verlage und Medienkonzerne.
«Für die Kleinen hätten einige Millionen gereicht.»
Die Medienmultis schieben die «Kleinen» vor?
Richtig. Wenn es dem von den Medienkonzernen dirigierten Verlegerverband ernst gewesen wäre mit den Kleinen, hätte für diese eine gezielte Subventions-Erhöhung um einige Millionen genügt.
Der Verlagsdirektor der «Freiburger Nachrichten» sagte, ohne Staatsubventionen werde sein Kanton zur medialen Wüste.
Das ist pure und unverfrorene Angstmacherei. Der Freiburger Verlag ist 150 Jahre alt und zählt rund 60 Mitarbeitende. Er ist ein veritables KMU, das auch ohne Subventionen überlebt. Und sonst ist das Management auszuwechseln.
Der Verlegerverband verbreitet auch, die Subventionen würden der Branche die Transformation in die digitalen Märkte ermöglichen.
Die kleineren Verlage können auch mit Subventionen nichts ausrichten gegen Google, Facebook & Co. Und die Medienmultis wie Ringier, TX Group, NZZ oder CH Media generieren aus den digitalen Märken schon heute bis 80 Prozent ihrer Gewinne. Es gibt also nichts mehr zu transformieren. Ausserdem müssen sich auch andere Branchen an die neuen technischen Möglichkeiten anpassen und erhalten dafür keine Subventionen.
Wie viel Staatsgeld erhalten die Verlage heute?
Sie erhalten jährlich 53 Millionen Franken, welche der Bund zur Posttaxenverbillig an Zeitungen bis zu einer Auflage von 40'000 Exemplaren sowie zur Verteilvergünstigung für die Stiftungs- und Mitgliedschaftspresse einsetzt. Für ihre Radio- und TV-Stationen erhalten die Verlage jährlich 81 Millionen. Künftig soll diese Subvention gar auf 109 Millionen steigen. Zudem profitieren die Verleger von der reduzierten Mehrwertsteuer in Höhe von jährlich rund 130 Millionen. Und obendrein schickte ihnen Bundesbern im Corona-Jahr 2020/21 fast 80 Millionen Franken. Einfach so.
Da kommt viel zusammen.
Richtig. Die privaten Verleger kosten die Steuerzahler Jahr für Jahr über 400 Millionen Franken. Dabei sind die 1.3 Milliarden aus der SRF-Gebühr noch nicht einmal eingerechnet.
«Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.»
Sie schreiben auf ihrer Homepage www.medien-massnahmenpaket-nein.ch, die Verleger würden mit den Subventionen ihre Glaubwürdigkeit verlieren.
Dem ist so. Die Verleger machen sich vor ihren Kunden, ihrer Leserschaft und der Politik zu Bettlern, wollen aber zugleich für den Erhalt der Demokratie relevant sein. Das geht nicht zusammen, denn vom Staat mitfinanzierte Verlage verlieren ihre Glaubwürdigkeit. Jedermann kennt die alte Weisheit: «Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.»
Warum tun sich die Verleger diese Schmach an?
Sie glaubten, sie könnten die Subventionen in aller Heimlichkeit einstreichen. Und jetzt, wo das Geschäft aufgrund unseres Referendums öffentlich wurde, können sie nicht mehr zurück. Die Verleger können nun nur noch verlieren.
Warum?
Kommt das schädliche Gesetz am 13. Februar 2022 beim Volk durch, wird den Redaktionen künftig dauernd vorgeworfen, sie seien vom Staat gekauft. Umgekehrt weiss ab jetzt jeder, dass es den Verlegern nur um die eigene Kasse geht.
«Schlecht stehen Politiker aus dem links-grünen Spektrum da.»
Warum macht die Politik das Spiel mit?
Weil sie sich die Medien gefügig machen wollen. Bedenklich ist die Haltung der PolitikerInnen aus dem linken und dem Mitte-Links Spektrum. Sie unterstützen das Medienpaket fast durchwegs. Es ist ein Rätsel, weshalb Sozial-Politiker reichen Millionären, Milliardären und Aktionären Steuergeld zuschanzen wollen. Seit wann ist die Linke dafür besorgt, dass Reiche noch reicher werden?
Sie kritisieren den Medien-Mainstream.
Rund 80 Prozent der Schweizer Medien werden durch wenige Grossverlage kontrolliert. Das führte in den letzten Jahren zu redaktionellem Einheitsbrei. Mit dem neuen Gesetz wird diese Tendenz noch verstärkt, denn die Medienkonzerne werden künftig noch mehr Geld haben, um die Kleinen auszuhebeln.
«Das Gesetz ist unsozial.»
Sämtliche Gratis-Medien wären von den neuen Subventionen ausgeschlossen. Was ist der Hintergrund?
Das wurde von den Konzernmedien, die den Verlegerverband steuern, so angelegt. Damit können sie sich jede neue Konkurrenz vom Hals halten und ihre Monopole betonieren. Zugleich nimmt die Politik in Kauf, dass die Jugend und weniger begüterte Menschen indirekt zu Zeitungs- und Online-Abonnements gezwungen werden. Oder sich von der politischen Information verabschieden. Das zeigt, dass das «Massnahmenpaket zugunsten der Medien» obendrein auch noch unsozial ist.
Schwindeleien einer Bundesrätin
10. Dezember 2021
Medienministerin Sommaruga erzählt zur Lage der Medien einen ziemlichen Mist.
SGV empfiehlt das Medienpaket zur Ablehnung
1. November 2021
Auszug aus der Medienmitteilung vom 27. Oktober 2021
«MEDIENFÖRDERUNG» korrumpiert die Medien
7. Oktober 2021
Wer als Verleger vom Staat Geld will, wird ihn weder kontrollieren noch kritisieren. Das Medienförderungsgesetz würde die unabhängige, kritische Wächterrolle der Presse beschädigen.
Die verlorene Glaubwürdigkeit der Schweizer Grossverleger
5. Oktober 2021
Die geplante Förderung der Schweizer Medien droht an der Urne zu scheitern. Und dies zu Recht. Aus liberaler Sicht sind die Subventionen abzulehnen. Aber auch Linke dürfen sich fragen: Brauchen schwerreiche Unternehmer wirklich Staatshilfe? Ein Kommentar von Benedict Neff aus der NZZ vom 05. Oktober 2021
Bund will Medien an die kurze Leine nehmen
21. Mai 2021
Der Verband Schweizer Online-Medien (VSOM) wehrt sich in einer breiten Allianz gegen den politischen Angriff gegen die Medienfreiheit.
Medien verdienen an Corona viel Geld
7. April 2021
Die Schweizer Medienhäuser und die Werbebranche verdienen an der Corona-Epidemie ganz schön Geld. Bis Mitte Februar 2021 kassierten sie vom Bund für die Anti-Corona-Kampagnen fast 15 Millionen Franken. Dazu kamen noch 78 Millionen als Covid-Geschenk. Bis Ende März stiegen die medialen Corona-Ausgaben auf 20 Millionen.
«Gigantischer und schädlicher Geldsegen für die Medien»
15. November 2020
Artikel von Bruno Hug, Präsident Verband Schweizer Online-Medien (VSOM) zu den Corona-Subventionen und den weiteren, geplanten Fördermassnahmen für die Schweizer Medien.
«Anhörung vor den Kommissionen für Verkehr und Fernmeldewesen KVF»
30. Juni 2020
Am 30. Juni wurde der VSOM zu einer Anhörung zum geplanten Bundesgesetz über die Förderung von Online-Medien (BFOM) vor die KVF des Nationalrates geladen. Präsident Bruno Hug und Verbandsmitglied Natal Schnetzer (StGallen24) haben an der Sitzung teilgenommen. Hug hat anhand einer Power-Point-Präsentation gezeigt, wie die gratis zugänglichen Online-Medien mit dem neuen Gesetz gezielt benachteiligt werden würden.
Der VSOM wird das vorgesehene Gesetz bekämpfen, denn es «betoniert» die bestehenden Medien-Monopole, behindert die Medienvielfalt lokal und in der Region, und ist unsozial, weil es weniger begüterte Bürgerinnen und Bürger faktisch zu einem Online Abonnement zwingt. Ausserdem würde das Gesetz sein Ziel verfehlen. Statt dass es der grossen Mehrheit zu Gute käme, würde es die Online-Abonnements der gutverdienenden Mitbürger verbilligen. Ausserdem würde es gegen das Wettbewerbsgesetz verstossen (siehe untenstehendes Gutachten).
Bundesgesetz über die Online-Medien: Verstoss gegen Wettbewerbsgesetz
25. Juni 2020
Prof. Dr. iur. Paul Richli, em. Ordinarius für öffentliches Recht, Agrarrecht und Rechtsetzungslehre an der Universität Luzern, hält es sehr wohl für möglich, dass das vorgeschlagene Bundesgesetz über die Förderung von Online-Medien (BFOM) zu einer erheblichen Wettbewerbsverzerrung zulasten der gratis zugänglichen Online Medien führen wird und «eine unzulässige Wettbewerbsverzerrung bewirken» würde. Das Gesetz würde somit gegen das Grundrecht der Wirtschaftsfreiheit verstossen.
Die Förderung der Online-Medien muss entweder auf die gratis zugänglichen Online-Medien ausgedehnt werden, oder es müsste auf die Förderung aller Online-Medien verzichtet werden.
Französische Version
«Nichteintretensantrag Online-Förderung an den Ständerrat»
17. Juni 2020
Der VSOM stellt sich gegen die Online-Medienförderung. Lieber keine Förderung als eine komplett ungerechte und marktverzerrende. Brief an die Ständeräte des VSOM.
Französische Version
«Groteske und unsoziale Medienförderung des Bundes»
12. Mai 2020
Medienmitteilung des VSOM zur Medienförderung.
«Stellungnahme des VSOM zur Medienförderung an die Kommissionen für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF)»
7. Mai 2020
Brief des VSOM an die KVF.
«Stellungnahme des VSOM zu den geplanten Medien-Subventionen»
29. Oktober 2019
Brief des VSOM an das Bundesamt für Kommunikation.
Besuch beim BAKOM in Bern
12. September 2019
Darlegung der Standpunkte des VSOM zu den Medien-Subventionen durch dessen Vertreter Bruno Hug und Roman Jäggi gegenüber dem Direktorium des Bundesamtes für Kommunikation.
«Subventions-Übung abbrechen»
2. September 2019
Mitteilung an Medien und alle Schweizer Parlamentarier.
«Keine Monopol-Subventionen»
6. Juni 2019
Mitteilung an Medien und alle Schweizer Parlamentarier.